31. Workshop

Am 15.-16.02.2016 an der Deutschen Hochschule der Polizei, Münster

"NachwuchswissenschaftlerInnen-Workshop"

Der 30. Workshops des Interdisziplinären Arbeitskreises Innere Sicherheit (AKIS), welcher am 15.-17. Februar 2016 an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster stattfand, befasste sich mit Projektideen, laufenden Projekten und abgeschlossenen Promotionen von NachwuchswissenschaftlerInnen im Bereich der Inneren Sicherheit. Der Ausrichtung des Interdisziplinären Arbeitskreises folgend, kamen die Vorträge und vorgestellten Promotionsarbeiten aus verschiedensten Fachgebieten wie z.B. der Soziologie, Politikwissenschaft, Kriminologie, Psychologie oder den Verwaltungswissenschaften. Ziel der Veranstaltung war es, einen interdisziplinären Dialog über die Forschungsprojekte im Themenfeld der Inneren Sicherheit anzuregen und innerhalb der Forschenden zu etablieren. Der Workshop wurde organisiert von Prof. Dr. Hans-Jürgen Lange, Sprecher des AKIS und Präsident der Deutschen Hochschule der Polizei, sowie Dr. Michaela Wendekamm, Geschäftsführende des AKIS, und Prof. Dr. Bernhard Frevel, Sprecher des Arbeitskreises Empirische Polizeiforschung und Professor für Sozialwissenschaften an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW.

Den Einstieg in die Veranstaltung lieferte Miriam Schäfer (Universität Göttingen) mit dem Vortrag: „PolizistIn werden – PolizistIn sein“. In ihrem Promotionsvorhaben untersucht sie mittels soziologischer Forschungsmethodik biographische Verläufe von PolizeibeamtInnen und deren Einfluss auf die getroffene Berufswahl und vorherrschende Handlungsweisen.
Tim Eichler stellte seine Arbeit mit dem Titel: „Alter Wein in neuen Schläuchen. Die Probleme einer ökonomisierten Polizei in NRW“ vor und zeigte im Fortschritt seiner Dissertation, welche Konflikte in polizeilichen Bereichen durch die Implementierung von ökonomischen Prinzipien, wie z.B. dem Wettbewerbsprinzip oder der Produktion eines immateriellen Gutes „Sicherheit“, entstehen können.
Das interdisziplinäre Projekt „VERSS“, welches theoretisch und empirisch Gerechtigkeitsfragen im Hinblick auf die Verteilung von Sicherheit in der Stadt untersucht, wurde von Matthias Leese und Peter Bescherer (Universität Tübingen) vorgestellt. Ihre Präsentation stellte erste Befunde aus Interviews und theoretischen Überlegungen zum Wandel von Polizeiarbeit am Beispiel von freiwilligen Multiplikatoren aus der Zivilgesellschaft vor.
Maren Freyher (Polizei Schleswig-Holstein) hielt einen Vortrag im Rahmen eines Werkstattgesprächs zur Akademisierung der Polizeiausbildung. Sie zeigte, wie sie mit einer mehrdimensionalen Methodik die verschiedenen Aspekte der Implementation des Bologna-Prozesses und die damit einhergehende Akademisierung, auch im Bereich der Polizeiausbildung, untersucht.
Den ersten Tag des Workshops beendeten Patricia Schütte-Besteck und Andreas Pudlat (Ruhr-Universität Bochum/Universität Hildesheim) mit einer historisch-sozialwissenschaftlichen Rekonstruktion der polizeilichen Nutzung von Vergangenheit in der Organisationskommunikation. In vielseitiger Perspektive stellten sie dar, wie Polizeiorganisationen die Geschichte und die eigene Vergangenheit als Basis für Kommunikation mit verschiedenen Anspruchsgruppen verwenden und konnten bereits einige Thesen zur weiteren Forschung und Diskussion unter den Teilnehmern zur Verfügung stellen.
Am zweiten Tag startete Thomas Weigt (Polizei NRW) mit einem Vortrag über die Bedeutung strategischer Forschung für interne Audits der Polizei. Dabei unterstrich er die Funktion und die Wichtigkeit der methodologischen Herangehensweise im Hinblick auf die neutrale Lösung von Problemen innerhalb der Organisationen mittels interner Audits.
Das spezielle Gebiet der Kriminalität im Rockermilieu war Thema des Vortags von Rita Bley (Polizeiakademie Niedersachsen). Mittels Zitaten aus von ihr in der Zielgruppe geführten Interviews zeigte sie Strukturen und aktuelle Entwicklungen auf, die dieses schwer einzusehende Feld kennzeichnen und schilderte Erlebnisse Ihrer bisherigen Erhebungen auf diesem Gebiet.
Daran anschließend behandelte Robert Kahr (Deutsche Hochschule der Polizei) die Rolle von sozialen Medien im Zusammenhang mit Schwerverbrechen wie Geiselnahmen und terroristischen Anschlägen. Seine Befunde im Projekt „SCARSOME“ zeigen, welche technischen Herausforderungen im Bereich der elektronischen Kommunikation in sozialen Medien wie Twitter, Facebook & Co. die Bewältigung von schwierigen Einsatzlagen gefährden können und welche Maßnahmen dagegen getroffen werden. Dabei verwies er auch auf die Rolle der Zivilgesellschaft, welche in diesem Feld der allgemein zugänglichen sozialen Medien eine besondere Stellung einnimmt.
Kristin Huf (Deutsche Hochschule der Polizei) lieferte in ihrem Vortrag einen Einblick in die Radikalisierung und Rekrutierung des sog. Islamischen Staates und wies auf die Herausforderung für die Polizei und Nachrichtendienste in Deutschland hin. Anhand von Videos und Berichten zeigte sie die Vorgehensweisen und Wege der islamistisch-extremistischen Propaganda auf und formulierte Arbeitsthesen, die in der anschließenden Diskussion eingehend erörtert wurden.
Mit dem Verhältnis von Polizei und Jugendlichen (mit und ohne Migrationshintergrund) im räumlichen Kontext befasst sich Daniela Hunold (Deutsche Hochschule der Polizei) in ihrer Dissertation. Dabei konnte sie Ergebnisse aus ihrer Forschung über polizeiliches Handeln in speziellen (Problem-)Stadtteilen im Vergleich darstellen und einen Ausblick auf die weitere Forschung geben.
Das EU-Forschungsprojekt „ICT4COP“ war Thema des Vortrags von Robin Hofmann (Ruhr-Universität Bochum). Es untersucht Community Oriented Policing in elf Post-Konfliktstaaten. Ziel seines Projektes ist es, ein besseres Verständnis von Polizei-Community-Beziehungen in Post-Konflikt-Staaten zu untersuchen und auf welche Weise Vertrauen und Sicherheit dort wiedergewonnen werden können. Dabei ist ein weiteres Ziel des Projektes, das Potenzial von Informations- und Kommunikationstechnologien zu diesem Zweck zu erforschen.
Der letzte Vortrag wurde von Helga Heinrich (HfPV Hessen) über den polizeipolitischen Wandel im Arbeitsfeld grenzüberschreitender Kriminalität am Beispiel der Stadt Frankfurt a.M. gehalten. Dabei legte Sie dar, welche Maßnahmen durch die Stadt in Bezug auf spezielle Probleme der grenzüberschreitenden Kriminalität konkret getroffen wurden und gab einen politikfeldspezifischen Überblick über die Strukturen der beteiligten Organisationen.

Ein besonderer Dank gilt den ReferentInnen und TeilnehmerInnen der Veranstaltung, die in den an die Vorträge anschließenden Diskussionsrunden konstruktive Vorschläge und Kritiken an den vorgestellten Projekten lieferten und somit die mit der Veranstaltung angedachte Netzwerkarbeit und interdisziplinäre Kommunikation förderten.